Über meine Arbeit mit Ton...

Durch die 4 Elemente von Erde und Wasser, Luft und Feuer entsteht in der Arbeit mit dem Material Ton ein Kreislauf, der sich in der Natur immer wieder vollzieht. Alles entsteht, wenn es entstehen soll, doch auch vieles verliert sich oder zerstört sich selbst, um von Neuem zu entstehen. Die Auseinandersetztung mit diesem wunderbaren und kostbaren Material ist eine Inspiration, bereits wenn man Ton fühlt. Und wenn man ihm den Raum gibt, sich selbst zu gestalten und mit den eigenen Fähigkeiten zu verbinden, entstehen Skulpturen, bei deren Betrachtung man danach auf seine Fragen in der Sinnhaftigkeit die Antworten bekommt.

Das Arbeiten an der Scheibe bringt mich immer in einen Zustand der Demut. Nicht mit Gewalt kann etwas schönes entstehen, sondern nur in der Ruhe und im Frieden. In diesem Tun kann ich mich selbst nicht belügen, kann ich mir selbst nichts vormachen, sondern das Gefäß auf der Scheibe fordert mein geduldiges, aufmerksames Stillbleiben und die Ruhe, die es braucht, um Entstehen zu können.

Des öfteren fordern mich meine innere Unruhe, meine Geduldlosigkeit, von der Scheibe wegzubleiben, da mir das Material mit diesen Gefühlen in mir eine vollkommene Form verweigert. Erst die Harmonie mit dem Material, der Freiraum, der dadurch entstehen kann, sind Vorraussetzungen, dass aus der Drehbewegung durch die Scheibe die Vollkommenheit des Kreises und Zylinders entsteht.

Nach Fertigstellung eines Gefäßes an der Scheibe bleibt die Behutsamkeit und Achtsamkeit auf dem Werkstück weiter bestehen, da erst durch Lufteinwirkung eine gewisse Stabilität entsteht. In diesem Arbeitsschritt ist das Stück noch sehr zerbrechlich. Erst nach dem Rohbrand (Feuer) wird es stabil. Nach Auftragen der Glasur und dem Glasurbrand ist das Gefäß nach mehreren Arbeitsgängen vollendet. Dann erst kann ich erkennen, ob sich alles, die Form und die Gestaltung des Scherben, in sich vereinigt. Und wenn dies geschieht, erfreut es mich sehr, da es nicht selbstverständlich ist. Eine Dankbarkeit entsteht in mir, und eine Motivation beginnt erneut sich im Üben und Wiederholen, an die Scheibe zu setzen, mich in Ruhe zu bringen, damit durch die Inspiration durch das Material und die Hinterfragung meines eigenen Innenlebens Gefäße wie diese in einer neuer Form entstehen können.

All das ist ein wunderbarer Zyklus, der es Wert ist, diesen Weg zu gehen.

Waltraud Tiroch